Wie ich mit Angst vor Ablehnung richtig umzugehen lernte
Angst vor Ablehnung bedeutet, dass wir uns oft nicht trauen, unsere Meinung klar zu kommunizieren. Auch im Beruf kann uns dieses Thema begegnen. Für mich war es besonders im Vertrieb ein Hindernis. Doch mit dieser Denkweise konnte ich mich davon befreien.
Zusammenfassung der Podcast Folge
Um zwischenmenschliche Konflikte zu vermeiden, nutzte ich oft eine Verdrängungsstrategie. So scheute ich es konsequent, offen meine eigene Meinung zu äußern. Immer, wenn sich ein Konflikt anbahnen könnte, zog ich mich zurück. Ich nahm vieles so hin, da ich keine Lust auf Diskussionen hatte. Irgendwie nahm ich damit meine eigene Meinung also nicht ernst genug, um zu mir selbst zu stehen. Es stauten sich viele nicht geäußerte Wahrheiten in mir an.
Auch im Beruf sind viele von Angst vor Ablehnung betroffen. Im Vertrieb zum Beispiel muss man mit vielen „Neins“ umgehen können, da dies die Tagesordnung zu sein scheint. Doch gerade zu Beginn ist es schwer, diese Neins nicht persönlich zu nehmen. Wir fühlen uns schnell gekrängt und erniedrig, obwohl ja eigentlich nur die Situation, und nicht wir als Verkäufer, abgelehnt wurden.
Ablehnung ist deshalb so schwer, da wir uns so schnell unterwürfig fühlen können. Andere Leute urteilen über uns. Dies hat eine soziale Aufwertung der beurteilenden Person zur Folge. Und das ist gleichzeitig Gift für das eigene Selbstwertgefühl. Dann neigen wir of dazu, in solchen Situationen klein beizugeben oder sogar solche Situationen zu vermeiden. Doch auch das wird dein Selbstwertgefühl nicht besonders stärken.
Neins am Fließband
Anfang 2019 startete ich mein erstes eigenes Business in der Finanzbranche. Ich wollte meinen Kunden als unabhängiger Versicherungsmakler dabei helfen, überteuerte Verträge loszuwerden. Da sich die anfängliche Neukundengewinnung nicht gerade einfach gestaltete, erweiterte ich mein Portfolio mit der Vermietung von Strom- und Gasverträgen. Eigentlich ein No-Brainer, dachte ich, da man für dasselbe Produkt so einfach durchaus einige 100 Euro pro Monat sparen konnte.
Ich entschied mich dafür, auf den Direktvertrieb zu setzen. Telefonisch war überhaupt keine Option für mich, da ich das Telefonieren schon immer verabscheute. Ausgestattet mit einem Tablet, klingelte ich also an fremden Türen in meiner Nachbarschaft. In gewisser Weise war ich sehr stolz darauf, dass ich mich das getraut hatte. Denn als ehemaliger Buchhalter hatte ich keinerlei Ehrung darin, direkt vor Kunden zu sprechen, geschweige denn mit Menschen, die mich und mein Vorhaben gar nicht kannten. Nun kamen auch einige kreative Ausreden zum Vorschein, um ja nicht aus meiner damaligen Komfortzone hinaustreten zu müssen. Beispielsweise sah ein Gebäude so neu und modern aus, dass die Besitzer sicherlich keine 100 Euro Strom sparen müssten. Quatsch! Jeder Mensch benötigt Strom.
Monatelang quälte ich mich und musste mich schier überwinden. Einige Tage lief ich durch die Straßen, ohne auch nur an einer einzigen Tür zu klingeln. Niedergeschlagen kam ich nach Hause. Existenzängste stiegen in mir hoch, da dies laut meinen Überlegungen meine zuverlässigste Einnahmequellen werden sollte. Manchmal, bei gutem Wetter, schaffte ich es dann doch, an wenigen Türen zu klingeln. Dennoch war mir diese Situation sehr unangenehm. Ängstlich stand ich da vor dem potenziellen Kunden und kassierte ein Nein, nach dem anderen. Verständlich, da meine angstvolle Ausstrahlung wohl eher nicht zum einem Kauf ermutigen sollte.
Was passiert bei Ablehnung?
Damals schaute ich einige Videos und las auch viele Bücher über die richtige vertriebliche Einstellung. Jedes Nein führt dich näher zu einem Ja! Hieß es da immer so schön. Doch ich bekam kein einziges Ja. Einmal sogar wurde mir sogar mit der Polizei gedroht. Ich verstand nicht, warum mir das so unangenehm war. Schließlich wollte ich unbedingt erfolgreich werden und setzte alles auf diese Methode. Ich hatte gute Absichten und wollte den Menschen einfach nur helfen, ein wenig Geld zu sparen.
Irgendwann, leider einige Jahre zu spät, verstand ich, was da genau passiert war. Natürlich ist es nie angenehm, ein Nein zu erhalten. Doch ich bewertete diese Neins als Ablehnung gegenüber meiner Person. Für mich sah es eben so aus, als würden diese Leute mich bewusst ablehnen. Das nagte natürlich auch an meinem Selbstbewusstsein. Ich fühlte mich von einer Person herabgesetzt, der ich eigentlich nur helfen wollte. Gleichzeitig war es diese Person, die plötzlich an Stellung gewann. Diese ungleichen Machtverhältnisse bedrohten und verunsicherten mich.
Ich hatte damals nicht die notwendige Klarsicht, um zu erkennen, dass nur die Situation abgelehnt wurde und nicht ich als Mensch, der positive Absichten hatte. Vielleicht kam diese Person ja einfach von einem stressigen Arbeitstag nach Hause und wollte nur noch vor dem Sofa entspannen. Plötzlich störte ich sie als fremde Person und drängte sie dazu, den eigenen Komfort zu verlassen. Und ich sprach dabei auch noch von Geld, was ja gemeinhin ein sehr heikles und intimes Thema darstellt. Gefangen in meiner Blase aus Sorgen, Minderwertigkeitsgefühlen und Existenzängsten verstand ich es nicht, dass einfach diese Situation vor der Haustür abgelehnt wurde. Ich nahm diese Ablehnung zu persönlich.
Angst vor Ablehnung beenden
Ich fand zunächst keine Lösung, um mit dieser Angst vor Ablehnung und den damit verbundenen „Neins“ richtig umgehen zu können. Zumal sich dieses Problem auch in anderen Lebensbereichen zeigte. Zum Beispiel viel es mir sehr schwer, wenn mich jemand kritisierte oder auf ein Fehlverhalten meinerseits aufmerksam machen wollte. Ich sah mich dann gezwungen mich zu rechtfertigen, um die alten vorherrschenden Machtverhältnisse, welche durch diese Kritik außer Balance gerieten, wieder herzustellen. Doch irgendwann hatte ich eine Erkenntnis, welche dieses Problem Schritt für Schritt aus der Welt schuf.
Ich las im Buch von Eckhart Tolle, mit dem Titel: „Eine neue Erde.“ Es handelte vom Ego, dem Leid und dem Schmerzkörper. Besonders dieser Schmerzkörper half mir dabei zu verstehen, was hier genau vor sich ging. Dieser Schmerzkörper ist ebenso ein Teil von uns, genau wie der physische Körper oder auch der ätherische Energiekörper, und kann durchaus als eigenständiges Wesen betrachtet werden. Hier wird jegliches Leid, das uns widerfährt abgespeichert. Dies fungiert zunächst als Schutzmechanismus. Bei mir hieß das also, dass jedes Mal, wenn mich jemand kritisierte, ich mich rechtfertigen sollte oder auch nur das Gefühl hatte, dass jemand nicht mit mir oder meinen Worten einverstanden war, mein eigener Schmerzkörper anging. So zog ich mich aus diesen Situationen hinaus, zögerte und versuchte offene Diskussionen zu vermeiden. Es viel mir schwer, so auf fremde Menschen zuzugehen und einfach an deren Hautüre zu klingeln.
In meinem Schmerzkörper war also abgespeichert, dass ich in vielen Situationen klein beigeben musste und meine Meinung nicht äußern konnte. Somit verlor ich hier an Stellenwert und schuf auch eine Realität, welche meinen freien Willen nicht beinhaltet hatte. Tief in mir selbst war ich mir auch bewusst, dass das Leben so an mir vorbei gelebt wurde. Aus Schutz, die Kontrolle nicht noch mehr abgeben zu müssen, zog mich mein Schmerzkörper dann gekonnt aus konfliktreichen Situationen hinaus. Und diese Erkenntnis hilft mir nun dabei, nicht mehr auf meinen Schmerz einzugehen. Sie hilft mir auch dabei, den Schmerzkörper, der oft durch auslösende Reize wie von Geisterhand automatisch die Kontrolle übernimmt, von anderen zu erkennen. Wenn mich jemand in einen Konflikt verwickeln möchte und schon mit erhobener Stimme spricht, dann wird mir klar, dass hier einfach sein Schmerzkörper das Kommando übernommen hat.
In diesen Situationen gehe ich dann nicht auf diesen Schmerz ein. Denn der Körper möchte einfach, genau wie das Ego an sich, eine Bestätigung der eigenen Identifikation. In anderen Worten: sie machte negative Energie von mir, die sich durch Ärger, Wut oder meiner Flucht äußert. Indem ich dem Schmerzkörper nicht gebe, wonach er sucht, nehme ich jegliche negative Energie aus diesem Konflikt, sodass er erstickt, so als würde Feuer keinen Sauerstoff mehr erhalten. Ich verhalte mich dann ruhig und neutral und akzeptiere den gegenwärtigen Moment. So konnte ich auch meinen eigenen Schmerzkörper ruhig stellen, der früher sonst immer durch Angst vor Ablehnung die Kontrolle über mich übernehmen wollte.