Wie kann ich zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz lösen?
Wie soll man am besten zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz lösen, ohne das Arbeitsklima dauerhaft zu schädigen? Lohnt es sich überhaupt? Wieso entstehen solche Konflikte überhaupt und warum trifft es einen so besonders, wenn persönliche Reibereien die Zusammenarbeit behindern?
Zusammenfassung der Podcast Folge
Es gibt eine sehr spannende Richtung innerhalb der Psychologie, welche “Individualpsychologie” genannt wird. Benannt nach dem Psychoanalytiker Alfred Adler, befasst sich diese Lehre vor allem mit der zentralen These, dass jegliches menschliches Leid auf zwischenmenschliche Beziehungen und den damit verbundenen Konflikten zurückzuführen ist. Dies umfasst also alle Beziehungen von Liebesbeziehungen und Freundschaften, bis hin zur beruflichen Zusammenarbeit.
Ein Konflikt entsteht nun beispielsweise bei Meinungsverschiedenheiten. Keiner der beiden Parteien möchte dem anderen Recht geben respektive den eigenen Fehler eingestehen. Verständlich, da in der heutigen Gesellschaft niemand gerne Schwäche zeigen und Fehler offen kommunizieren möchte. In diesem Fall entsteht der Eindruck, dass man selbst abgewertet wird und an Stellung verliert. Man könnte dies auch als Minderwertigkeitsgefühl beschreiben.
Und dieses Minderwertigkeitsgefühl ist in jeglicher Beziehung hinderlich. Wenn ich von meinem Standpunkt abweiche oder meine Meinung nicht durchsetze, dann fühle ich mich den anderen gegenüber herabgewertet. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn jemand sehr gute Arbeit leistet. Kollegen aller Art können das unbewusst als Bedrohung des Status wahrnehmen. Hiermit beginnt dann die Auseinandersetzung, die schnell auch persönlichen Ausmaß annehmen kann.
Konflikte am Arbeitsplatz
Wahrscheinlich kommt dir diese Situation durchaus bekannt vor: scheinbar ohne Grund wirst Du von einzelnen Kollegen oder Kolleginnen gemobbt. Du weißt, dass hinter deinem Rücken schlecht geredet und gelästert wird, Du kannst diese negative Haltung spüren. Offensichtlich werden andere aus deiner Abteilung auch anders behandelt, als Du. Und egal was Du sagst, alles ist Anlass für noch mehr Reibereien. Irgendwie werden dir Steine in den Weg gelegt, auch wenn man hier keine Absicht unterstellen kann. Auch die Vorgesetzten interessieren sich wenig für diese Vorfälle, vielleicht sind sie sogar selbst ein Teil davon. Immerhin musst Du jedes Mal kämpfen, dass dir dein Urlaub auch genehmigt wird.
Doch kannst Du mit Sicherheit sagen, dass Du jeden Menschen aus deinem beruflichen Umfeld gleich behandelst? Vielleicht ist es dir gar nicht bewusst, dass sich eine weitere Person genau in dieser Lage befindet und sogar dich als Ursache dafür sieht. Denn oft geschehen solche Konflikte unbewusst, also ohne sie gezielt herbeiführen zu wollen.Der Vergleich mit anderen ist tief in uns verankert. Oftmals können wir dies gar nicht bewusst wahrnehmen.
Der Grund ist meistens ein wachsendes Ungleichgewicht. Wenn jemand sichtbar gute Leistung bringt, kann es in einzelnen Fällen dazu kommen, dass sich jemand davon bedroht fühlt. Vor allem, wenn diese Person wiederum zuvor für seine guten Leistungen bekannt war. Um hier nicht noch mehr an Stellenwert zu verlieren, geht diese Person nun in die Abwehrhaltung und möchte das Gleichgewicht wieder zu seinem Gunsten hin drehen. Indem sich der andere rechtfertigen muss, möchte man seine neu gewonnene Macht wieder zurück erlangen.
Klare Aufgabentrennung
In der anfangs angedeuteten Individualpsychologie ist dies sogar das zentrale Thema. Denn hier ist man der Ansicht, dass jegliches Leid durch zwischenmenschliche Beziehungen entsteht, welche in ein Ungleichgewicht geraten sind. Sicher, Menschen sind soziale Wesen und können auf Beziehungen nicht verzichten. Nicht nur Liebesbeziehungen, Freundschaften oder Arbeitsbeziehungen wären hier zu nennen. Wir treten auch mit Verkäufern im Supermarkt, an der Tankstelle oder beim Bäcker in eine Beziehung, wenn auch nur flüchtig.
Jeder Mensch kann nur das beeinflussen, was er selbst verändern kann. Viele Dinge, die nicht in unserem Einflussbereich liegen, erschweren uns das Leben. Beschränkungen, Gesetze oder Bestimmungen können uns oft einschränken. Wir können uns noch so viele Gedanken darüber machen, wie wir diese Situationen lösen können – wir können es nicht. Wir können lediglich unsere eigenen Probleme lösen, da wir diese auch selbst verursacht haben. Wir können keine Probleme von anderen, geschweige denn gesellschaftliche Probleme lösen. Also sollten wir einfach einen Weg finden, wie wir damit umgehen können, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu verbrennen.
Demnach sollten wir uns auch nicht damit befassen. Das einzige, worüber wir uns Gedanken machen sollten, sind die eigenen lösbaren Probleme und Aufgaben. Wir wissen somit auch und können sicher davon ausgehen, dass jeder andere ebenfalls seinen eigenen Aufgaben nachgeht. Indem diese strikte Aufgabentrennung vollzogen wird, können wir zwischenmenschliche Konflikte dauerhaft lösen.
Zwischenmenschliche Konflikte lösen
Nun könnte man natürlich annehmen, dass es egoistische Züge annehmen würde, wenn sich jeder nur für seine eigenen Themen interessieren würde. In welcher Welt würden wir denn dann leben? Angenommen, Du wüsstest genau, dass Du dich mit deinen Aufgaben befasst, die Du auch beeinflussen kannst. Zu deinen Aufgaben zählen unter anderen deine berufliche Leistung, deine Gesundheit, soziale Kompetenz und Entwicklung deiner Persönlichkeit. Die zentrale Absicht lautet also: wie kannst Du deine Person best möglich zum Wohle aller einsetzen?
Nun gehst Du ebenfalls davon aus, dass sich alle anderen auch der eigenen Aufgaben bewusst sind uns lässt diese ihre Aufgaben erledigen. Aus einem ganzheitlichen Blickwinkel aus betrachtet heißt das also, dass jeder genau so sein kann, wie man sein möchte. Du vertraust darin, dass diese ebenfalls das allgemeine Wohl im Fokus haben und anderen nicht Schaden zufügen wollen. Dies ist also das genaue Gegenteil von Egoismus: es ist pure Akzeptanz und Bedingungslosigkeit. Du kannst dich auch weiterhin mit deinen Freunden darüber unterhalten, diese werden dir gerne zuhören, da das in diesem Moment ihre Aufgabe ist. Doch den Konflikt für dich lösen können – und sollten – sie nicht.
Bezüglich den Konflikten heißt das also: wir befassen uns nur mit unseren eigenen Aufgaben, also unserer Leistung und wie wir andere Menschen behandeln. Folglich liegt es auch nicht in unserem Einflussbereich, anderen zu gefallen, denn das ist nicht unsere Aufgabe. Du bist nicht dafür verantwortlich, Erwartungen von anderen zu entsprechen. Oftmals ändert es auch gar nichts an der Situation, wenn Du dich plötzlich so verhältst, wie es sich die andere Partei gewünscht hat. Im Gegenteil, Du wirst umauthentisch und verbiegst dich für andere. Besser wäre, wenn Du so bist, wie Du sein möchtest. Diese unaufgeregte Haltung wird zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz lösen. Natürlich kann es nun auch vorkommen, dass dich jemand aus persönlichen Gründen einfach nicht mag und deshalb mit dir in einem Konflikt steht. Aber mal ehrlich: solche Menschen brauchst Du nicht in deinem Leben, oder?