So kannst Du deinen Perfektionismus ablegen
Viele Menschen sind der Überzeugung, immer alles perfekt machen zu müssen. Dieser innere Antreiber führt dazu, dass wir hohe Ansprüche an uns selbst entwickeln und uns großem Druck aussetzen. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du den Drag zum Perfektionismus ablegen kannst.
Zusammenfassung der Podcast Folge
Oft entwickeln wir innere Antreiber und Überzeugungen, die wir in den frühen Kindheitsjahren gehört, geprüft und übernommen haben. So sind Glaubenssätze fest in uns verankert, welche immerzu eine akkurate, präzise und hundertprozentige Arbeitsweise von uns abverlangen.
Gib immer dein Bestes! Beeil dich! Mach keine Fehler! Sei immer pünktlich! Sei immer stark! Mach es immer allen Recht! Diese Sätze haben wir meistens von unseren Eltern, Lehrern oder anderen Autoritätspersonen gehört und irgendwann als Überzeugungen in uns aufgenommen. Diese Überzeugungen entwickeln sich zu inneren Antreibern, die dann stets unser Bestes abverlangen. Weniger als 100% Leistung wird von uns selbst nicht geduldet.
Und genau diesen inneren Leistungsdruck empfinden Leute, die unter Perfektionismus leiden. Obwohl noch keinerlei Feedback zu den erledigten Aufgaben kam, geht man automatisch davon aus, dass man nicht den eigenen Anforderungen und den Erwartungen von anderen gerecht wird. Meistens sind diese Erwartungen auch völlig überzogen und unrealistisch.
Es immer allen Recht machen
Oft sagen wir belanglose Sachen und sind uns dessen gar nicht bewusst, welche Wirkung diese Inhalte entfalten können. Aus einer Emotion heraus können Worte schnell und ohne großen Aufwand ausgesprochen werden. So sind auch unterschwellige Botschaften, dass man andere nicht verärgern solle, im ersten Moment nichts Negatives.
Auch ich hatte den Glaubenssatz in mir verankert, dass ich es doch allen anderen immer Recht machen solle. Dieser Satz wurde in einer bedeutungslosen Situation im Kindergarten zu mir gesagt. Doch für mich bildete sich hier eine innere Überzeugung und ein Glaubenssatz, der mein komplettes Leben beeinflussen sollte. Denn mir war das Wohl der anderen oft wichtiger, als mein eigenes.
Um es anderen Leuten Recht zu machen und diesen zu gefallen, vergaß ich oft meine eigenen Bedürfnisse respektive wertete die Bedürfnisse anderer auf. Also handelte ich oft entgegen meiner eigenen Überzeugungen und fing damit an, anderen Menschen regelrecht hinterherzurennen. Denn das Gefühl gebraucht zu werden, fühlte sich für mich gut an. Das gab mir einen Wert, den ich gut und gerne annahm. Hier sprechen wir dann von sogenannten “Beziehungsperfektionisten“.
Dieses Streben nach perfekten Beziehungen führt oft dazu, dass wir uns selbst verkrümmen und versuchen, anderen zu gefallen. Ob die anderen, die wir mit Gefallen und Aufmerksamkeiten oft überrumpeln, diese Gefallen überhaupt möchten, ignorieren wir jedoch komplett. Denn in unserer Wirklichkeit, in der dieses Verhalten die einzig richtige soziale Interaktion darstellt, gehen wir automatisch davon aus, dass auch alle anderen dieselbe Weltsicht mit denselben inneren Überzeugungen haben.
Innere Antreiber bilden deine Wirklichkeit
Es gibt so viele Wirklichkeiten, wie es Betrachter der Wirklichkeit gibt. Für jeden Menschen ist eine andere Weltsicht die richtige. Das ist wie beim Kamerazoom. Wenn wir in der Natur einen Baum durch die Kameralinse beobachten, dann sehen wir diesen Baum ganz klar vor uns. Wenn wir nun näher heranzoomen, vergrößert sich der Baum und die Umgebung drum herum wird gänzlich ausgeblendet. Das heißt aber nicht, dass die Umgebung dann verschwindet. Wir nehmen diesen Baum nur viel detaillierter wahr, sodass er zu unserer Realität wird.
Und nichts anderes geschieht mit unseren subjektiven Wahrnehmungsfiltern. Um mit den unzähligen Reizen der Außenwelt interagieren zu können, sind solche Wahrnehmungsfilter sogar lebensnotwendig, da diese unwichtige Reize herausfiltern, die nicht unseren unterbewussten Überzeugungen entsprechen. Dennoch sind diese Filter subjektive Konditionierungen.
Aufgrund diesen Überzeugungen gehen wir also automatisch davon aus, dass unsere Kollegen und der Chef immer nur 100% Leistung von uns erwarten. Dies führt dann dazu, dass wir jede Aufgabe akkurat und möglichst perfekt ausführen wollen. Allerdings kennen wir weder das erwünschte Ergebnis, noch wissen wir, wie diese perfekte Lösung in den Augen der anderen aussieht. Trotzdem versetzt uns dieses Streben nach Perfektionismus in eine akute Stresssituation. In diesem Streben vergessen wir dann, die Aufgabe zu beenden und abzugeben, da wir uns völlig in der perfekten Ausarbeitung verlieren.
Perfektionismus ablegen
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob es hier wirklich notwendig ist, immer nur die eine perfekte Lösung herausfinden zu wollen. Zumal jeder auch ein anderes Empfinden für diese eine perfekte Lösung hat. Sind diese inneren Antreiber, nämlich “immer sein Bestes geben” und “es immer allen Recht machen” wirklich in jeder Situation notwendig?
Greifen wir eine sehr bekannte Technik auf, dann kann ich diese Anforderung ganz klar verneinen. Laut dem Pareto Prinzip erreichen wir 80% der gewünschten Wirkung mit gerade einmal 20% des Aufwandes. Wohingegen die letzten 20% der Wirkung, um mit dann insgesamt 100% ein perfektes Ergebnis zu erzielen, tatsächlich 80% Aufwand von uns erfordern. Diese Gesetzmäßigkeit ist eine wichtige Grundlage in Sachen Produktivität und beim Finden von Prioritäten.
Anders ausgedrückt ist es im Sinne der Produktivität oft besser, sich durch weniger betriebenem Aufwand mit den erreichten 80% des Ergebnisses zufrieden zu geben, da die restlichen 20% nur mit hoher Anstrengung erreicht werden können. Des Weiteren sollte man hier wirklich in Frage stellen, ob sich andere nicht auch schon mit den 80% des Ergebnisses zufrieden geben würden.
Oft ist es also meistens besser, mehrere Aufgaben zu erledigen und dabei nicht immer das Maximum am gewünschten Ergebnis erreichen zu wollen. So waren wir am Ende des Tages dann deutlich produktiver und konnten viel mehr erledigen, als zuvor. Wir können unseren Perfektionismus ablegen, indem wir uns überlegen, ob die eigenen Anforderungen an unsere Leistung wirklich in einem Verhältnis zum betriebenen Aufwand steht.