Schamanisches Medizinrad: Finde deinen Weg zurück in die Mitte

Was bedeutet es, in der eigenen Mitte anzukommen und wie gelingt dir das? Das schamanische Medizinrad dient als uralte spirituelle Landkarte, die dir hilft, dich selbst besser zu verstehen, deine aktuelle spirituelle Position in deinem Leben zu erkennen und dich auf den Pfad zur inneren Wahrheit zu begeben.

Was ist ein Medizinrad?

Was bedeutet es, in der eigenen Mitte anzukommen? Vielleicht spürst du eine Sehnsucht nach innerem Gleichgewicht, nach Klarheit, nach einer tieferen Ausrichtung in deinem Leben. Vielleicht merkst du, dass du dich oft im Kreis drehst, dass du suchst, ohne genau zu wissen, wonach.

Genau hier setzt das sogenannte “schamanische Medizinrad” an. Das Medizinrad kann als eine uralte spirituelle Landkarte verstanden werden, die dich auf deinem Weg begleiten kann. Es hilft dir, Orientierung zu finden, nicht im Außen, sondern in dir selbst. Es zeigt dir, wo du gerade stehst, welche Themen dich herausfordern und was du brauchst, um weiterzugehen.

Denn manchmal verlieren wir unsere Richtung. Wir irren durch die Felder der Vergangenheit, halten an alten Ängsten fest oder wissen gar nicht, wohin unser Weg führen soll. Das Medizinrad lädt dich ein, dich selbst an deine Kraft, deine Herkunft und deine Vision zu erinnern.

Die 4 Seiten des Medizinrads

Du kannst dir das Medizinrad als einen heiligen Kreis vorstellen, der auf der Erde gezeichnet ist. Er verbindet dich mit dem Himmel über dir und mit dem Herzen von Mutter Erde unter dir. In seiner Mitte sitzt du, während rund um dich herum sich die sechs heiligen Richtungen entfalten:
Osten, Süden, Westen, Norden – sowie Oben und Unten.

Das Medizinrad stammt dem Namen nach aus der indianischen Tradition. Doch seine Essenz als die zyklische Ordnung des Lebens finden wir in vielen Kulturen wieder: Im Mandala, im Rad des Lebens, im Kreuz der vier Elemente, in Jahreskreisfesten oder der Chakrenlehre.

Die vier Felder, repräsentiert durch die vier Himmelsrichtungen, stehen für wesentliche Themen unseres Menschseins: für unsere Vergangenheit, unsere Ängste, unsere Wurzeln und unsere Vision.

Süden – Die Vergangenheit
Der Süden erinnert uns an das, was war: an Erlebnisse, Beziehungen, Verletzungen. Solange wir mit unseren Gedanken in der Vergangenheit gefangen sind, bleibt unsere Energie dort gebunden. Die Urwunde, die viele andere Blockaden verursacht, liegt meist hier verborgen. Dieser Wunde sollte man mit Mitgefühl begegnen, um sie aus der Tiefe des Herzens heraus zu transformieren.

Westen – Die Zukunft
Der Westen steht für das Unbekannte, für den Tod, für Wandel und für das, was wir nicht kontrollieren können. Zukunftsangst bindet oft mehr Kraft, als uns bewusst ist. Sie lähmt unsere Entfaltung. Hier begegnen wir unserer Ur-Angst, nämlich der Angst vor dem Ende, vor Kontrollverlust, vor Auflösung. Anstatt gegen sie zu kämpfen, können wir in heiligem Raum in den Dialog treten.

Norden – Das Kraftfeld der Ahnen
Im Norden spüren wir unsere Wurzeln. Unsere Ahnen stehen hinter uns, mit all ihrer Kraft, aber auch mit ihren Lasten. Was in den letzten sieben Generationen ungelöst blieb, wirkt in uns weiter. Indem wir uns versöhnen, die alten Geschichten ehren und zugleich loslassen, beginnt die Ahnenkraft zu fließen. Auch unsere inneren Quellen der Kraft, sei es der Quell des Lebens, der Fels der Ahnen, der Ort der Kraft – werden hier aktiviert. Sie geben uns Standfestigkeit und Durchhaltevermögen für unseren eigenen Weg.

Osten – Lebensvision und Seelenauftrag
Der Osten ist der Ort der aufgehenden Sonne, des Neubeginns und der Inspiration. Hier liegt deine Berufung, dein innerer Ruf, der dich durchs Leben trägt. Solange du deine Vision nicht kennst, bleibt dein Weg diffus. Doch sobald du erkennst, warum du hier bist, kann sich alles neu ausrichten. Du beginnst, aus deiner Mitte heraus zu leben, in Verbindung mit deinem wahren Ziel.

Die oberen und unteren Richtungen – Himmel und Erde
Neben den vier Feldern stehen auch Oben (Himmel, Spirit, kosmisches Bewusstsein) und Unten (Erde, Körper, Inkarnation). Sie verbinden dich mit den großen Kräften des Lebens, mit dem, was über dich hinausgeht, und mit dem, was dich trägt.

All diese Felder machen das Medizinrad zu einem vollständigen Spiegel deiner spirituellen Landkarte. Dabei ist es nicht entscheidend, in welcher Reihenfolge wir die Felder betreten. Wichtig ist, dass wir alle vier innerlich berühren.

Dein persönliches Medizinrad erstellen

Es ist an der Zeit, deinen eigenen heiligen Kreis zu erschaffen. Ein Ort im Inneren, an dem deine Seele sprechen darf. Ein Raum, in dem du erkennen kannst, was dich ausmacht. Das persönliche Medizinrad ist nicht einfach ein Schema, das man übernimmt, sondern es ist ein lebendiges Spiegelbild deiner inneren Welt. Deshalb lade ich dich ein: Gestalte dein eigenes Medizinrad.

So kannst du dein Rad aufzeichnen

1. Nimm ein leeres Blatt Papier zur Hand.
2. Male nun einen großen Kreis darauf, der fast das gesamte Blatt ausfüllt.
3. Zeichne ein einfaches Kreuz, also ein großes X, das den Kreis in vier Himmelsrichtungen teilt: Osten, Süden, Westen und Norden.
4. Lass in der Mitte einen freien Raum. Dort sitzt du.
5. Oben und Unten kannst du als einen extra Raum oder als kleine Öffnungen für Himmel und Erde andeuten.

Was kannst du den Feldern zuordnen?
Als nächstes werden zu jedem Feld verschiedene Begriffe, Symbole, Farben, Klänge, Tiere usw. zugeordnet. Diese Zuordnungen beschreiben die Merkmale des jeweiligen Sektors und sind für jeden Menschen verschieden. Folgende Elemente kannst du frei und intuitiv zuordnen:

• Tiere – Krafttiere oder Tiere, die spontan auftauchen
• Farben – jede Himmelsrichtung hat ihre eigene Farbqualität
• Steine – welche Steine fühlen sich in welchem Feld stimmig an?
• Gefühle – wo liegt deine Wut? Wo die Freude? Wo das Mitgefühl?
• Jahreszeiten – Frühling, Sommer, Herbst, Winter
• Elemente – Feuer, Wasser, Erde, Luft
• Klänge oder Musik – welche Melodie spricht welches Feld an?

Nimm dir nun eine halbe Stunde Zeit und stelle dir jedes einzelne Feld vor. Schreibe alles auf, was dir in den Sinn kommt, ohne zu bewerten und ohne zu filtern. Im persönlichen Medizinrad geht es nicht um richtig oder falsch oder besser oder schlechter, sondern darum, was für dich stimmig ist. Vertraue deiner Wahrnehmung. Was dir als erstes in den Sinn kommt, ist meist das Richtige. Du kannst dein Rad jederzeit verändern, erweitern oder neu zeichnen. Es wächst mit dir mit.

Einen intuitiven Zustand erreichen

Vielleicht kommt anfangs die Frage auf: „Mache ich das wirklich richtig?“ Solche Gedanken stammen aus dem Ego und sind verständlich. Allerdings ist das Medizinrad ein Werkzeug deiner Seele. Und die spricht eben eine andere Sprache: leise, fühlend, symbolisch.

Erlaube dir also, nicht zu wissen, sondern zu spüren. Am besten arbeitest du mit dem Medizinrad in einem sogenannten Dämmerzustand, also in einem Zustand zwischen Wachsein und Träumen. Diesen kannst du leicht erreichen:

• Setze dich ruhig hin, atme einige Minuten bewusst.
• Lenke deine Aufmerksamkeit nach innen.
• Du kannst eine Trommelmusik, sanfte Rasselklänge oder Naturgeräusche nutzen.
• Halte die Augen halb geschlossen oder blicke leicht ins Leere.
• Stelle eine Frage an dein Medizinrad und warte, bis Bilder oder Eindrücke auftauchen.
• Vertraue den ersten Impulsen. Halte nichts zurück.

In diesem Zustand kannst du nicht nur dein Rad gestalten, sondern auch mit den Feldern in Kontakt treten, sie befragen, mit ihnen reisen oder sie um Rat bitten.

Deine Position auf dem Medizinrad finden

Jetzt, da du dein persönliches Medizinrad gezeichnet hast, darfst du einen Schritt weitergehen und deine eigene Position darauf entdecken. Das geht wie folgt:

• Visualisiere das X auf deinem Papier – die Achsen, die die vier Richtungen miteinander verbinden.
• Schließe deine Augen und spüre intuitiv, wo du dich gerade auf dem Rad befindest.
• Lasse nun an einem beliebigen Ort auf dem Rad einen Punkt erscheinen. Beobachte den Punkt so lange, bis er sich nicht mehr bewegt.
• Beobachte deinen inneren Punkt: Befindest du dich eher im Süden, wo alte Verletzungen ruhen? Im Westen, wo Ängste vor dem Unbekannten lauern? Oder im Osten, wo deine Vision auf dich wartet?
• Bestimme zusätzlich Oben und Unten: Zeichne eine horizontale Linie durch die Mitte des Rades, um Himmel und Erde, die spirituellen und körperlichen Dimensionen, in deine Wahrnehmung einzubeziehen.

Dein persönliches Medizinrads fungiert als seelischer Kompass. Es zeigt dir, wo du gerade innerlich stehst, was dich beschäftigt, welche Themen dich stärken oder herausfordern.

Die Reise zur Mitte

Das Ziel jeder Medizinrad-Arbeit ist die Rückkehr zur Mitte, also in deine eigene innere Balance, in dein Herz, in deine authentische Kraft. Um innere Harmonie und damit gute Gesundheit zu erlangen, ist es notwendig, auf dem Medizinrad in Richtung Zentrum zu wandern, wobei die Zuordnungen des Rades dabei die Eigenschaften symbolisieren, die im Zuge dessen verändert werden müssen. Zur Analyse des Standortes müssen die Zuordnungen interpretiert werden.

Beginne damit, deine Position auf dem Medizinrad mit dem Zentrum zu verbinden. Welche Zuordnungen müssen förmlich angezogen werden, um dorthin zu kommen? Welche müssen etwas schwächer werden? Baue einen Pfad zwischen diesen beiden Landschaften und stelle dir vor, wie du in der gewünschten Richtung auf diesem Pfad wanderst.

Wie du deinen Standort analysierst:

• Nähe zu bestimmten Richtungen bedeutet oft, dass du deren Qualitäten stark lebst – vielleicht sogar zu stark. Zum Beispiel: Wer sich immer nur im Norden aufhält, trägt vielleicht zu viel Verantwortung für das Familiensystem.
• Entfernung von bestimmten Richtungen zeigt, welche Qualitäten fehlen oder verdrängt sind. Fehlt der Osten, fehlt vielleicht die Vision oder der Mut zur Veränderung.

Beispielhafte Analyse:

1. Deine Position im Osten: Wenn du aktuell stark im Osten stehst, erlebst du vielleicht:
   • eine große Sehnsucht nach Klarheit oder Sinn,
   • spirituelle Aufbrüche oder Neuanfänge,
   • den Wunsch, deiner inneren Stimme mehr Raum zu geben.
     Stehst du dagegen weit entfernt vom Westen, dem Ort der Ahnen und des Todes, fehlt oft die Tiefe, Erdung und Akzeptanz der Endlichkeit. Deine Aufgabe wäre zu lernen, deine Vision mit der Realität zu verbinden, damit du sie auch leben kannst. Seelenvisions-Reisen sind hierbei besonders kraftvoll.
     
2. Deine Position liegt im Norden: Wenn du aktuell stark im Norden stehst, zeigt sich das oft in:
   • dem Wunsch, endlich Wurzeln zu spüren, dich gehalten zu fühlen,
   • dem Gefühl, alles allein stemmen zu müssen,
   • einer Sehnsucht nach Ordnung, Herkunft und innerer Stabilität.
     Bist du dabei weit entfernt vom Süden, dem Ort des inneren Kindes, kann es sein, dass Lebensfreude, Verspieltheit oder Vertrauen fehlen. Deine Aufgabe: wäre hier die Verbindung mit deiner Ahnenlinie zu heilen, um die Kraft für die Gegenwart zurückzugewinnen.

Viele schamanische Arbeiten kreisen um die vier Himmelsrichtungen, die Elemente und das Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde. Ob Seelenrückholung, Ahnenarbeit oder schamanische Reisen: Immer wieder tauchen die Qualitäten des Rades auf, als Wegweiser, Spiegel oder Prüfstein.

Du kannst dich auf eine spirituelle Wanderung begeben:

• Bitte dein Krafttier oder deine geistige Führung, dich durch das Medizinrad zu führen.
• Deute Bilder, Symbole oder innere Visionen.
• Nimm dir Zeit für eine Reise durch jede Richtung und erkenne, was dir dort begegnet.

Der Weg zur Mitte ist kein Ziel, das du einmal erreichst und dann „abgehakt“ hast. Manche Tage führen dich tief in den Westen deiner Ängste. Andere schenken dir die Klarheit des Ostens. Und mit jedem bewussten Schritt durch das Rad wächst deine innere Mitte, still, kraftvoll und geerdet.

Es braucht keine komplizierten Regeln, um dein Medizinrad zu erstellen. Nur dein Herz, deine Aufmerksamkeit und deinen Mut, dir selbst zu begegnen. Und denke stets daran: Auch der kleinste Schritt oder die kleinste innere Bewegung verändert das ganze System.